Jetzt ist Fastenzeit. Ihren Ursprung hat die Fastenzeit in der Bibel. Bevor Jesus in die Öffentlichkeit trat, hat er sich 40 Tage in die Einsamkeit zurückgezogen. Das war für ihn eine Zeit der Prüfung und Reifung. Diese Zeit hat ihn bestärkt auf seinem Weg.
So ist das beim Fasten bis heute. Die Kunst ist nicht nur das Weglassen, sondern etwas bewusst anders zu machen. Sich einzuschränken oder sich für etwas besonders Zeit zu nehmen. Beides kann guttun. Unser Alltag ist oft überfüllt. Wir sind gefangen in manchen Gewohnheiten. Nicht alles tut uns gut. Anderes kommt zu kurz. Wer fastet, probiert versuchsweise einmal anders zu leben. Weniger ist manchmal mehr – in der Fastenzeit ist das jedenfalls so.
Eine Erfahrung dabei ist: Verzicht setzt Zeit und Kräfte frei. Wir leben ja in ständigem Überfluss. Wir können fast immer fast alles haben. Doch dabei geht uns das Besondere gelegentlich verloren. Beim Fasten merke ich, wie gut es tut, einmal etwas anders zu machen. Sozusagen die Perspektive zu wechseln. Fasten kann die Augen neu öffnen für den Wert der oft so selbstverständlichen Dinge.
Für Jesus war seine Fastenzeit auch eine Zeit der Klärung. Er wusste nachher, was er nicht brauchte: Macht und Einfluss, den Jubel der Massen, Überfluss ohne Grenzen. Auch heute wünscht sich mancher mehr Klasse statt Masse, bewusster leben und weniger gelebt werden. Vielleicht ist ja genau jetzt die Gelegenheit, es einmal zu probieren.
Pfarrer Olaf Börnert, Seelsorger der Diakonie Dresden